Donnerstag, 30. August 2012

Kritik: Dark Shadows (2012)

Heutige Tim Burton Filme sind wie eine Giraffe, die für eine Party mit zuviel Alkohol vorglüht: Am Anfang ist die Vorfreude und Hoffnung, dass diese Party anders als die letzten, langweiligeren Parties wird - oldschool halt - aber schnell merkt sie, es war zuviel des Gesöffs und kommt sie endlich auf dem Event an, ist es auch schon zu spät und ein langer, qualvoller Prozess bahnt sich an, bis die Speise vom Vormittag anfängt, sich vom Magen, durch den Hals, in die Kloschüssel zu ziehen. "Dark Shadows" war die Hoffnung, dass Burton etwas zu seinen dunklen statt bunten Wurzeln zurückfindet, jedoch sucht man auch hier wieder - wie schon seit rund elf Jahren - vergebens.


Wir wollen hier auf kein "Yoko meets John"-Szenario spekulieren, aber ist es nicht seltsam, dass die dunklen Gothicstreifen von Herrn Burton beträchtlich nachgelassen haben, seit er entschieden hat, 2001 nur noch die Liebe seines Lebens für seine Filme zu casten? Man kann an der Stelle selbst entscheiden, ob es sich dabei um Johnny Depp oder Helena Bonham Carter handelt. Das Remake der gleichnamigen Serie aus den 60ern ist ohne Frage sehr düster, denn wenn man eine Skala hätte, wäre die Steigerungsform dunkel -> dunkler -> Doom 3 -> die We Ain't Geeks Zuschauerquote -> Dark Shadows, jedoch, wie schon bei den vergangenen Streifen, lässt das Feenstaub-Viagra für Emo/Goth-Fanboys/girls immer mehr nach.


Der Film ist bei weitem nicht so schlecht, wie viele Kritiker und Zuschauer ihn auf aller Welt herunterziehen wollen, aber es fehlen schlichtweg die Scherenhände, das unbequeme Batmankostüm und die spiralförmigen Kulissen und es wird typisch auf wortwörtlich blasse, weibliche Hauptcharaktere (Bella Heathcote) gesetzt, die gezwungern versuchen, an längst vergessene Rollen wie von der einst so großartigen Winona Ryder zu erinnern. Wirklich herausstechen tun dabei die Rollen von Michelle Pfeiffer, die seit ihrer Catwoman-Performance zwar gealtert, aber immer noch sehr einnehmend und ansehnlich ist, und des Ex Bond Girls Eva Green, die als Rachsüchtige Hexe allen anderen Größen die Show stielt. Währenddessen ziehen Herr Depp und Frau Carter ihre gewohnten Nummern als quirlige Figuren ab, werden immer wieder in den Mittelpunkt gerückt, obwohl man die ganze Zeit Lust auf die frischeren Charaktere hat.

"Versuch doch mal verwundert zu schauen. Das hat in
den letzten 50 Takes schon wunderbar geklappt."

Was "Dark Shadows" aber wirklich runterzieht ist der Plot. Was einst als Serie mit satten 1.1245 Folgen erdacht war, wird hier versucht innerhalb von 113 Minuten schnellstmöglich herunterzurasseln. Dadurch entstehen größerer inhaltliche Löcher als bei so manchen Lynch-Film, nur dass es bei ihm als Stilmittel verwendet wird und hier vollkommen fehl am Platz ist. Im ganzen Film (besonders gegen Ende) bleibt einfach zu viel unbeantwortet, ungeklärt und unlogisch. Da können weder der Kurzauftritt von Horrorlegende Christopher Lee, ein Konzert von Horrorsänger Alice Cooper und die Nebenrolle des Horrorvampirkindes Chloe "Hitgirl" Grace Moretz etwas herausholen.

Selbst Burtonfans, die auch schon bei Alice, Sweeny, Charlie und Co. immer noch die Fäuste jubelnd in die Luft geschwungen hatten, sollten hier langsam ihre Zweifel bekommen - oder lassen sich einfach nur gerne vom Namen des ehemalig so genialen Regisseurs blenden. Gut produziert heißt nicht gut gemacht  und so bleibt Einem nur noch die Hoffnung, dass das Remake seines eigenen Kurzfilm "Frankenweenie" aus den 80ern in traditioneller Stop-Motion Technik zu seinen spiralförmigen Wurzeln zurückfindet.

Cheers,
Chris


We Ain't Geeks auf Facebook.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen