Rupert Sanders liefert mit seinem Regiedebüt sicherlich etwas ab, was man als Blockbuster bezeichnen kann, aber irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass dabei versucht wurde, bei der "Lord Of The Rings" Trilogie abzuspicken, denn der Film startet mit einer langatmigen Vorgeschichte, danach wird überwiegend sehr viel gelaufen, um anschließend mit einer großen Schlacht und Happy End (wer hier Spoiler schreit, sollte mal wieder zu einem Buch greifen) abzuschließen. Nur hatte Peter Jackson in seiner Weisheit Frodo nicht in der großen Endschlacht kämpfen lassen, sondern beließ es bei einem Gerangel, während Sanders sich dazu entschloss, das Schneewittchen sogar an der Front ihren emotionslosen Kriegsschrei der feindlichen Armee entgegen brüllen zu lassen.
Nett anzusehen ist natürlich auch der ebenfalls geschmacksverirrte Newcomer Chris Hemsworth ("The Cabin In The Woods"), der als Jäger seine Zweifel haben müsste, warum er sich gegen seine Königin gewandt hat, denn spätestens wenn ein Freund und Gefährte in den Armen des Schneewittchen das Zeitliche segnet und sie es gerade so schafft, ihr die Krokodilstränen übers starre Gesicht zu schütten, sollte man misstrauisch werden, wer hier wirklich die gefühlskalte Königin spielen sollte. Für beträchtlich mehr Lacher als die Tarsem Singh Version des klassischen Grimm-Märchen sorgen - gewollt oder ungewollt - die sieben Zwerge. Diese werden u. A. von Nick Frost ("Paul"), Bob Hoskins ("Who Framed Roger Rabbit") und Ian McShane ("Pirates Of The Caribbean: On Strangers Tides") verkörpert und per Computertricks auf Minimalgröße geschrumpft, wobei man sich dann fragen muss, warum die üblichen Verdächtigen nicht gut genug waren.
"Snow White And The Huntsman" ist düsteres Popkornkino. Das Augenmerk wurde hier besonders auf den Popanteil gelegt, denn nicht umsonst wurden die Credits mit Florence + The Machine belegt, was zwar in die Generation Twilight passt (die haben euch auch schon Paramore versaut, also heult nicht rum), aber nicht in das eigentliche Gesamtkonzept eines so altmodisch gehaltenen Märchen. Während man jedoch vom Dubstephype verschont wird, erinnert sogar der Auftritt eines Brückentrolls stimmlich eher an Megatron als an einen grimmigen Wächter. Die Bilder sind karg gehalten, was stimmig zur vernichtenden Attitude der bösen Königin (und den Mimiken von Kristen Stewart) ist, während das Highlight, der Zauberwald, mit all seinen Kreaturen und Bewohnern, zwar ein absoluter CGI-Augenschmaus ist, aber viel zu kurz kommt, so dass einen das düstere Ambiente zu schnell wieder einholt.
Da der Film das doppelte an Budget eingebracht hat, wird auch schon am zweiten Teil getüftelt. Wie das ohne klassische Vorlage vom Plot her realisierbar sein soll, bleibt offen, aber mein Vorschlag wäre, Kristen Stewart solange an einem Gesichtsmuskel-Trainingskurs anzumelden, damit sie diesmal mit den restlichen Größen mithalten kann.
Cheers,
Chris.
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