Montag, 3. September 2012

Kritik: Snow White And The Huntsman

Es läuft doch eigentlich so ab: Hollywood bringt einen Blockbuster raus, wo schon vorprogrammiert ist, dass er in den Kinokassen einschlagen wird, während sich kleinere Studios gleich daran machen, einen Mockbuster mit ähnlichen Titel und Cover als DVD-Release zu veröffentlichen, um naive Konsumenten glauben zu lassen, der eben im Kino angelaufene Film wäre schon im heimischen Elektromarkt erhältlich. Dieses Jahr wurde aber der Spieß umgedreht, denn man könnte meinen, dass "Mirror Mirror" (zur Kritik geht es hier) der billige, trashige Abklatsch war, jedoch vor dem Blockbuster-Release namens "Snow White And The Huntsman" erschien. Letzterer hätte sogar sehr gut sein können, hätte er nicht ein paar große Fehler gemacht und dabei ist nicht nur das Casting seiner Hauptdarstellerin gemeint.


Rupert Sanders liefert mit seinem Regiedebüt sicherlich etwas ab, was man als Blockbuster bezeichnen kann, aber irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass dabei versucht wurde, bei der "Lord Of The Rings" Trilogie abzuspicken, denn der Film startet mit einer langatmigen Vorgeschichte, danach wird überwiegend sehr viel gelaufen, um anschließend mit einer großen Schlacht und Happy End (wer hier Spoiler schreit, sollte mal wieder zu einem Buch greifen) abzuschließen. Nur hatte Peter Jackson in seiner Weisheit Frodo nicht in der großen Endschlacht kämpfen lassen, sondern beließ es bei einem Gerangel, während Sanders sich dazu entschloss, das Schneewittchen sogar an der Front ihren emotionslosen Kriegsschrei der feindlichen Armee entgegen brüllen zu lassen.


Wie erkennt man bestechliche Kritiker? Man schaut nach wer behauptet, Kristen Stewart wäre vollkommen abseits von ihrer Rolle aus der "Twilight"-Reihe und würde dann auch noch überzeugen. Klar kann man ab und an ein paar Millimeter Verrenkungen in ihren Gesichtszügen erkennen, aber selbst diese sehen eher gezwungen und gequält aus. Stewart mag eine schöne Frau sein, trotzdem stellt sich die Frage, wann dieser magische Spiegel das letzte Mal geputzt wurde, da dieser dreist lügt, sie sei besser aussehend als Charlize Theron ("Monster"). Diese wiederum spielt ihre Rolle als böse Königin so gut, dass man am Schluss sogar in die Versuchung kommen könnte, sie statt Schneewittchen anzujubeln.

Nett anzusehen ist natürlich auch der ebenfalls geschmacksverirrte Newcomer Chris Hemsworth ("The Cabin In The Woods"), der als Jäger seine Zweifel haben müsste, warum er sich gegen seine Königin gewandt hat, denn spätestens wenn ein Freund und Gefährte in den Armen des Schneewittchen das Zeitliche segnet und sie es gerade so schafft, ihr die Krokodilstränen übers starre Gesicht zu schütten, sollte man misstrauisch werden, wer hier wirklich die gefühlskalte Königin spielen sollte. Für beträchtlich mehr Lacher als die Tarsem Singh Version des klassischen Grimm-Märchen sorgen - gewollt oder ungewollt - die sieben Zwerge. Diese werden u. A. von Nick Frost ("Paul"), Bob Hoskins ("Who Framed Roger Rabbit") und Ian McShane ("Pirates Of The Caribbean: On Strangers Tides") verkörpert und per Computertricks auf Minimalgröße geschrumpft, wobei man sich dann fragen muss, warum die üblichen Verdächtigen nicht gut genug waren.

"Snow White And The Huntsman" ist düsteres Popkornkino. Das Augenmerk wurde hier besonders auf den Popanteil gelegt, denn nicht umsonst wurden die Credits mit Florence + The Machine belegt, was zwar in die Generation Twilight passt (die haben euch auch schon Paramore versaut, also heult nicht rum), aber nicht in das eigentliche Gesamtkonzept eines so altmodisch gehaltenen Märchen. Während man jedoch vom Dubstephype verschont wird, erinnert sogar der Auftritt eines Brückentrolls stimmlich eher an Megatron als an einen grimmigen Wächter. Die Bilder sind karg gehalten, was stimmig zur vernichtenden Attitude der bösen Königin (und den Mimiken von Kristen Stewart) ist, während das Highlight, der Zauberwald, mit all seinen Kreaturen und Bewohnern, zwar ein absoluter CGI-Augenschmaus ist, aber viel zu kurz kommt, so dass einen das düstere Ambiente zu schnell wieder einholt.

Da der Film das doppelte an Budget eingebracht hat, wird auch schon am zweiten Teil getüftelt. Wie das ohne klassische Vorlage vom Plot her realisierbar sein soll, bleibt offen, aber mein Vorschlag wäre, Kristen Stewart solange an einem Gesichtsmuskel-Trainingskurs anzumelden, damit sie diesmal mit den restlichen Größen mithalten kann.

Cheers,
Chris.


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