Samstag, 4. August 2012

Artikel: Wäre "Groundhog Day" realistisch gewesen

Der Film "Groundhog Day" ("...und täglich grüßt das Murmeltier") ist aus drei Gründen einer der wichtigsten Filme unserer Geschichte.

1. Er ist verdammt witzig.
2. Er hat eine tolle, philosophische Geschichte.
3. Bill Fucking Murray.


Bonus: Good ol' Ned.

Kürzlich hatte ich ein paar interessante Fakten über den Film gelesen, weshalb ich mir das Szenario genauer anschaute und mich auf eine erschreckende Kenntnis brachte, nämlich, dass es absolut unrealistisch ist. Wer sich an der Stelle sagt "Natürlich ist es das. Es geht um einen Typen, der in einer Zeitschleife gefangen ist. Daran ist nichts realistisch, du Idiot!": Wir gehen mal davon aus, Zeitschleifen sind absolut möglich, um dann wieder die Unmöglichkeit herauszufiltern und aufzuzeigen, warum eine realistische Version von "Groundhog Day" alles Andere als eine Komödie gewesen wäre.

Zuerst sei gesagt, im Film werden nur 38 Tage der Zeitschleife gezeigt. Wenn man noch die von Phil (Bill Murray) erwähnten Tage mitrechnet, an denen er nichts Besseres zu tun hatte, als Suizid zu begehen, sind es 42 Tage. Wenn es jedoch nach der Webseite wolfgnards.com geht, hat er genau acht Jahre, acht Monate, sechzehn Tage in einer Schleife festgesteckt. Dies wurde dadurch analysiert, dass der durchschnittliche Mensch eine gewisse Zeit braucht, um Dinge zu erlernen, weswegen wir schließlich jahrelang an Schulen gehen, Kurse belegen und Kochshows und Pornos in dieser Reihenfolge schauen. So hat Phil gelernt, wie man Piano spielt (zirka drei Jahre), eine Eisskulptur zu hacken (ebenfalls zirka drei Jahre), Französisch zu lernen (die Sprache, zirka zwei Jahre) und Karten in einen Hut zu werfen (sechs Monate). Am vertrauenswürdigsten wäre dann wohl die Aussage von Regisseur Harold Ramis. Dieser meinte, es wären ungefähr zehn Jahre gewesen, wobei das erste Skript  ursprünglich ganze zehntausend(!) Jahre vorsah.

Auch verschwiegen: Die Tage, an denen 99% der weiblichen Bewohner
Bill Murrays Charme erlagen

In der glaubwürdigsten und jüngsten Variante hat Herr Ramis gegenüber dem Heeb Magazine geäußert, Phil hätte geschlagene vierzig Jahre den gleichen Tag immer und immer wieder durchlebt. Zwar bin ich kein Psychologe, aber stell dir vor, du bist vierzig Wochen in einen Raum eingesperrt, ohne Internet, Kabelanschluss und Mobilfunkgerät. Da du diesen Artikel interessiert liest, hast du Geschmack, deswegen dient dir als Unterhaltung lediglich die Twilight-Buchreihe, einen Fernseher mit einer kompletten Filmsammlung von Aaron Seltzer und Jason Friedberg und ein Nacktbild von Christina Ricci, denn so muss sich der arme Großstädter Phil in der Kleinstadt Punxsutawney gefühlt haben, dessen einziges Interesse in Andie MacDowell lag. Wir gehen einen Schritt weiter: Phil ist intelligent. Intelligenten Menschen kann schnell langweilig werden, besonders unter anderen Menschen, die sie für weniger intelligent halten. Intelligente Menschen, so hat es uns die Geschichte gelehrt, sind tendenziell anfälliger dafür, Größenwahnsinnig zu werden, besonders, wenn sie in vierzig Jahre in einer Zeitschleife gefangen sind, bei der sie Tag ein Tag aus das Gleiche erleben.

Der Cast hat ursprünglich Chevy Chase, Steve Martin, John Travolta und Tom Hanks vorgesehen gehabt, jedoch waren diese für die Rolle des Phil Connors zu nett, denn diese beinhaltet einen durch sarkastischen Misanthropen, der sich durch und durch für etwas Besseres hält. Zählt man also Eins plus Eins zusammen, hätte der Cast eher aus William Dafoe, Steve Buscemi oder Christopher Walken als Hauptrolle bestehen sollen und die Geschichte hätte davon gehandelt, wie Phil nach ein paar Wochen durchdreht und nur noch mordet, quält, vergewaltigt, Schach spielt und Gummibärchen isst. Im Grunde wäre das also alles andere als eine Komödie gewesen, sondern eher eine psychologische Sozialstudie davon, wie ein Mensch durch eine monotone Umgebung nach und nach durchdreht. Da glücklicherweise zu dieser Zeit Lars von Trier in den USA noch ein unbeschriebenes Blatt war, können auch Heute noch Kinder den Film sehen, ohne langfristige Schäden davon zu tragen.

Wahlweise Alles was man Steve Buscemis
Augen anheften kann

Wie kam es aber überhaupt zu der Situation, dass Phil in einer Zeitschleife gefangen ist? Geht es nach dem originalen Skript, war es seine Ex-Freundin Stephanie, die ihn mit einem Fluch belegte, nachdem er sie knallhart und eiskalt abservierte. Diese nahm ein Buch namens "101 Curses, Spells, and Enchantments You Can Do At Home" zu rate und verfluchte ihn nicht wie üblich durch eine Haarlocke, sondern durch seine Geschäftskarte und seiner zerbrochenen Uhr, die bei 5:59 Uhr stehen blieb. Das bedeutet auch, dass sie daran Schuld ist, dass ihr vollkommen unbekannte, unschuldige Menschen über Jahrzehnte hinweg in einer Zeitschleife gefangen waren und das nur aus Rache, weil ein Typ ihr den Laufpass gab.

Im Grunde ist das jedoch gar nicht so schlimm für die Bewohner, denn sieht man es aus einer "logischen" Perspektive, wird jeder Einwohner von Punxsutawney in der Nacht vom 3. Februar 1993 zum 2. Februar 1993 um exakt sechs Uhr wieder auf das Wissen vom originalen 2. Februar 1993 gestellt. Da keiner der Bewohner in den ganzen vierzig Jahren ein Stück älter wird, heißt das, dass sich alle Körperzellen vollständig regenerieren, in dem sie "zurückgespult" werden, was auch die Nervenzellen beinhaltet, die für unser Denkvermögen zuständig sind und sie deshalb von dem ganzen Zeug um sie herum nichts mitbekommen. Da Phil ebenfalls nicht älter wird, kann man davon ausgehen, dass ihm genau das Gleiche passiert, aber er der Einzige ist, bei dem nicht die Nerven neu generiert werden, da er als Einziger sein Gedächtnis von all den vergangenen Tagen behält. Das wiederum bedeutet, dass seine Gehirnzellen doch altern können. Sind also seine Nervenstränge die einzige Ausnahme? Wenn es nach dieser Logik geht, ist Phils Gehirn satte vierzig Jahre älter als sein Körper und, wenn die Zeitschleife aufhört, das Risiko wesentlich höher an Alzheimer oder einem Gehirntumor zu erkranken. Herzlichen Dank, Stephanie.

Wem das Alles viel zu verzwickt ist, den Film aber trotzdem unlogisch finden will, der orientiert sich an einfachsten Fakten, wie dass in Punxsutawney die Sonne am 2. Februar 1993 erst um 7:25 Uhr Morgens aufging und es um 6:00 Uhr noch stockdunkel war oder dass ein einfacher Kuss aus Liebe von der Angebeteten sonst nur in Disneymärchen funktioniert, um einen ungewöhnlichen Fluch zu brechen. Natürlich ist der Film auch ohne ihn zu hinterfragen ein absoluter Klassiker, den man sich nicht entgehen lassen sollte.



Cheers,
Chris

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Quellen:
www.imdb.com
www.wikipedia.com
www.wolfgnards.com

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