Donnerstag, 31. Mai 2012

Rant: Battle Royale vs. The Hunger Games

Was man sich heutzutage nicht alles für einen unqualifizierten Mist im Internet durchlesen darf. Als hätte man nicht in dieser "realen Welt" schon mit genügend Schund und Lügenmärchen zu tun, setzt das Internet immer noch Einen drauf (ich nutze an der Stelle bewusst keinen Link zu einer in ganz Deutschland bekannten und auf das schärfste kritisierten Zeitung, da auch negative Werbung immer noch Werbung ist).

Einer der schlimmsten Fälle ist es, wenn Leute behaupten, etwas sei geklaut oder gnadenlos kopiert und man schnell merkt, deren Meinung ist genauso schlecht recherchiert, argumentiert und unterentwickelt, wie eine 5 Minütige Diskussion mit Bill O'Reilly - sprich, es wurde erst gar nicht recherchiert, wild losgeplappert und eintönige Pseudo-Argumente werden wie eine kaputte Schallplatte permanent wiederholt, ohne Einsichten und sturen beharren auf der eigenen Meinung, denn nur diese ist ja bekanntlich die Richtige.
Beispiel für eine ähnliche Diskussion die im Internet kursiert ist das Gerücht, "The Hunger Games" hätte von "Battle Royale" abgeschaut.

Twilight nennen sie übrigens "Le Adventures of Tinkerbell and
Bella Seagal"

Interessant ist, dass diese Diskussion beim Internetnutzer erst richtig publik geworden ist, als der Film zu "The Hunger Games" heraus kam. Es wurde vorher zwar schon in der Blog-Welt kritisiert - als die Bücher 2008 veröffentlicht wurden - aber wie jeder weiß, loggen sich erst bei den Verfilmungen die ganzen richtigen klugen Köpfe bei ihren Accounts ein, verbessern die Welt mit ihren weisen Worten per Facebook, Twitter und Co., ernten auch noch unzählige Zustimmung für ihr fachliches und top-recherchiertes Wissen und schon bilden sich Meinungen wie "...aber der hat gesagt....", ohne Jemals auch nur das Medium berührt zu haben.

"Tell a person that you're the Metatron and they stare at you blankly. Mention something out of a Charlton Heston movie and suddenly everybody is a theology scholar." - Metatron - Dogma

Ich möchte nicht auf die ganzen inhaltlichen, stilistischen oder gar grundlegenden Unterschiede zwischen den Filmen und Büchern eingehen, zu mal ich die Bücher zu "Battle Royale" nie gelesen, sondern nur die Filme gesehen habe. Schlussfolgernd könnte ich mich auch also gar nicht über die Parallelen unterhalten, da Bücher wesentlich mehr Inhalte als Filme vermitteln, dazu noch die Fantasie des Lesers eine große Rolle spielt, weswegen ich mich im Grunde nur an den Kinoproduktionen orientiere. Es ist auch einfach zu absurd, zwei so unterschiedliche Geschichten, über ganz verschiedene Charaktere, in einen vollkommen anderen Setting zu vergleichen, nur weil sich Minderjährige gegenseitig die Köpfe einschlagen.

Gogo Yubari (Chiaki Kuriyama) aus "Kill Bill" wurde übrigens vom
Charakter Takako Chigusa (ebenfalls Chiaki Kuriyama)
aus "Battle Royale" inspiriert.

Wenn man, trotzdem man nur die Filme kennt, fest darauf beharrt, es wäre ein Rip-Off, der sollte sich auch vernünftiges Hintergrundwissen aneignen, denn genauso könnte man behaupten, "Battle Royale" wäre von "Lord Of The Flies" abgeschaut.

Wer wissen will was richtige Rip-Offs sind, der schaue sich die
Mockbuster von The Asylum an

Suzanne Collins, die Schriftstellerin der Hungerspiele, beharrt fest darauf, dass sie die Bücher, Filme und Mangas zu "Battle Royale" vorher nie gelesen hätte, aber behaupten kann sie ja viel. Selbst wenn dem so wäre, was wäre so falsch daran, wenn sich sich davon hätte inspirieren lassen hat? Besonders originell wird es bei Menschen, die behaupten es wäre ein Rip-Off und sich sonst gegen Dinge wie ACTA aussprechen, weil man muss ja Ideen weiterentwickeln können und deswegen dagegen sein, sobald aber ein Schriftsteller, Drehbuchautor oder Musiker etwas Ähnliches macht wie etwas das es schon gab und wovon Mr. Scheinheilig Fan ist, geht es sofort auf die Barrikaden und es wird nicht mal gemerkt, dass man sich widerspricht.

Hier ist man natürlich strikt gegen ACTA.

Wirklich schön wird es aber erst, wenn man sich diese Leute genauer ansieht.
Die besitzen dann Dinge wie ein Iphone und halten es für die großartigste Innovation der Welt, dabei ist es einfach nur ein überteuertes Smartphone, dass Steve Jobs wusste gut zu verkaufen und schon Jahre vorher gab.
Die gehen auf Mario Barth Shows, dabei bedient der sich auch nur an den typischen, seit Ewigkeiten abgenutzten Männer und Frauen -Theorien und verpackt diese einfach nur neu in seinen stupiden Humor, was meist nur bei Leuten ankommt, die auch das RTL-Programm auswendig runterrasseln können.
Sogar Filmlegenden wie das Dou George Lucas und Steven Spielberg haben sich schon immer durch alte Streifen inspirieren lassen. Bei manchen Szenen könnte man sogar meinen, es wäre eine 1:1 Kopie, nur mit neuen Darstellern.

Charlton Heston als Harry Steele in "Secret Of The
Incas", welcher das Indiana Jones Outfit inspirierte.

Wer sich also ausgiebig über Rip-Offs echauffieren möchte, der verfolgt diese einfachen Schritte:
1. Das erste Medium aufmerksam sehen / lesen / hören
2. Das zweite Medium aufmerksam sehen / lesen / hören
3. Die Hintergrundinformationen zum ersten Medium recherchieren
4. Die Hintergrundinformationen zum zweiten Medium recherchieren
5. Die Informationen vergleichen und auswerten
6. Abwägen, ob das wirklich Sinn macht, sich darüber zu äussern
--> wenn nicht, Finger still halten / Mund zu lassen
--> wenn ja, ausformuliert die Meinung äussern
--> wenn einer der Schritte missachte wurde, meinen Shitstorm abwarten

Cheers,
Chris

We Ain't Geeks auf Facebook.

2 Kommentare:

  1. und was ist mit avatar?

    AntwortenLöschen
  2. Touché. Avatar ist (meiner Meinung nach) ein Film, den guckt man sich einmal auf höchster Qualität und 3D wegen den Effekten im Kino an, aber die Story drum herum ist nicht nur krass "inspiriert" von Filmen wie "Dances with Wolves" und "Pocahontas", sondern schlichtweg schlecht umgesetzt.

    Genauso gut hätten sie einen Benchmarktest daraus zaubern können.

    Chris

    AntwortenLöschen