Montag, 12. November 2012

Rant: Gott < Mark Zuckerberg

Kennt noch jemand diese Kettenmails? Die waren damals "in", als wir noch E-Mails hatten. Kennt überhaupt noch jemand E-Mails? Das letzte Mal, als ich das Postfach meines E-Mail Accounts überprüfte, hätte ich eine Drogerie für potenzschwache Männer aufmachen können und für den Rest meines Lebens ausgesorgt, wenn das Alles, was sich dort seit meinem 16 Lebensjahr an kostenlosen Proben für Viagra anhäuft, auch stimmen würde. Jedenfalls waren Kettenmails so ziemlich der Anfang dessen, was wir heute als "Internettroll" bezeichnen. Sozusagen die Alphaversion von dem, was das Internet heute ausmacht (siehe: 4Chan, BILD.de, kreuz.net).

Dieser absolut veraltete Trend zieht sich noch bis heute fort und das nicht mal, um Jemanden davon zu überzeugen, das kostenlose Abo eines Promiklatsch-Magazin sei was total Großartiges, um ihm nächsten Monat eine schwarz/weiß bedruckte Seite zukommen zu lassen, auf der steht "Brad Pitt adoptiert Justin Bieber. Ach und schuldest mir 100 Euro Liefergebühren plus fiktive Mahnkosten.", sondern einfach nur, weil man es kann. Weil es lustig zu sehen ist, wie unendlich viele Menschen an etwas glauben und auch noch verbreiten. Etwas, dass soviel Wahrheit besitzt, wie das meist verkaufte Buch selbst.

Nein, nein. Dass mit Inhalt, Spannung, Charakter usw. ... aber die Fans sind sich ähnlich.

Zur Zeit geht wieder ein neuer Hoax um. Facebook habe die AGBs geändert und würde Daten kommerziell vertreiben. Im Grunde dachte ich, das sei schon immer so gewesen und ich hab mich darüber gefreut, wenn ich einen Film "like", den ich echt gut fand, denn so würden sich die Typen, die den Film produziert haben, sagen: "Der hat das doch glatt gut gefunden. Lasst uns einen zweiten Teil drehen!". Was auch immer Facebook mit den persönlichen Daten anstellt sei dahingestellt. Viel interessanter ist, dass User immer noch daran glauben, ein Pinnwandeintrag, ein "Like" oder eine Weiterleitung würde irgendetwas ändern. Der Text selbst lautet wie folgt:

“Aufgrund der neuen AGB’s in Facebook widerspreche ich hiermit der kommerziellen Nutzung meiner persönlichen Daten (Texte, Fotos, persönliche Bilder, persönliche Daten) gemäß BDSG. Das Copyright meiner Profilbilder liegt ausschließlich bei mir. Die kommerzielle Nutzung bedarf meiner schriftlichen Zustimmung."

Wie soll man sich das vorstellen? Stellt Facebook tausende Praktikanten ein, die sich die Milliarden Pinnwände der einzelnen User täglich in Akkordarbeit durchlesen und auf die Kundenwünsche eingehen? Oder gibt es ein Programm, das gewisse Suchparameter hat, nach Stichwörtern wie "scheiß Facebook!", "Fick dich, Zuckerberg!" oder "Ich habe da ein Problem mit meinem Account." sucht und jedes Mal, wenn ein User mit etwas unzufrieden ist, wird das an Mark Zuckerberg persönlich weitergeleitet? Dann wird Herr Zuckerberg seit der Einführung von Timeline für den Rest seines Lebens eine Menge zu lesen haben.

Hier ist das Problem: Genauso gut könnte man zu irgend einen Gott beten.

Das kann man wunderbar weiterspinnen. Genau wie ein Gott, interessiert sich Zuckerberg nicht für eure irdischen, kleinen Problemchen. Genau wie ein Gebet, wird kein "Like" der Welt die Opfer von Katastrophe XY helfen. Genau wie bei den Geboten, könnt ihr nichts an den AGBs ändern. Genau wie ein Gott ist Mark Zuckberg... oh warte, Letzteren gibt es ja wirklich. Logische Schlussfolgerung: Mark Zuckberg ist größer als Gott und ihr betet durch Facebook zu ihm.

"Meh." - Mark Zuckerberg
(Antwort zur Aussage des Schreibens "Gott < Mark Zuckerberg" vom 12. November 2012)

Egal wie vielen "Ich will das alte Facebook zurück!"-Gruppen ihr beitretet, egal wie viele Pinnwandeinträge ihr macht und egal wie viele Bilder von verhungernden Kindern an leeren Flußufer ihr mögt, das Einzige, was ihr finden werdet, sind Gleichgesinnte... und sehr viele Hater. Ihr seid die digitalen Christen. Wie eure Vorbilder, glaubt ihr jeden Scheiß, der nicht mal von der Person kommt, an die ihr glaubt und wahrscheinlich seid ihr genauso angepisst darüber, wenn man euch aufzeigt, wie falsch ihr liegt.

Aber hey, wie erwähnt: Mark Zuckerberg gibt es wenigstens wirklich. Das ist schon mal ein guter Schritt in die richtige Richtung, liebe leichtgläubige Nutzer.

Cheers,
Chris

Wer gleich einen Schritt weiter gehen möchte, der betet uns auf Facebook, Tumblr oder Youtube an und manchmal tun wir sogar so, als würden wir diese erhören, nur um euch anschließend mit Kali und dessen Praktiken bekannt zu machen.

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