Samstag, 3. November 2012

Artikel: Als George Lucas es nicht schlimmer machte

Ewoks, Jar Jar Binks, Midi-Chlorianer, "The Clone Wars", Hayden Christensen, "The Force Unleashed II" und machtunempfindliche Wesen - die Liste ist endlos und George Lucas hatte schon immer ein Händchen dafür, in seinem eigenen Franchise Dinge hinzuzufügen, die den verschiedenen Geschmäcker der endlosen Zahl an Fans nicht gerecht werden. Für ihn ist es nur dann eine gute Idee, wenn die dicken Geldscheine in seinen Augen einen Jackpot anzeigen und es, sagen wir mal, vier Billion Dollar regnet.

Vier Billion Dollar! 4.000.000.000 Dollar! Das sind 9 Nullen!
High five, bitches!

Nachdem sich Titan Disney große Namen wie Pixar und Marvel einverleibt hat, ist es auch für Lucasfilm an der Zeit, seine eh schon zerschundende Seele an den Konzern abzugeben. Diejenigen, welche die Star Wars Saga eine echt dufte Sache halten, finden es wahrscheinlich toll, dass die Filme endlich weitergeführt werden, dagegen wird der größte Teil an Hardcorefans einen auf Boba Fett machen, quasi freiwillig  in den Schlund eines ausgewachsenen Sarlacc springen, in der Hoffnung, die hundertjährigen Qualen wären dort wesentlich erträglicher.

Was ist aber das Schlimmste, was passieren kann? George Lucas hat sich in den letzten Jahrzehnten daran dumm und dämlich verdient, seine eigenen Marken bis zum erbrechen auszumelken und nicht auf die Vorschläge seiner Fans zu hören. Ursprünglich wäre der vierte Teil der Indiana Jones Reihe mit einer UFO Invasion als Hauptplot bestückt gewesen, hätte Spielberg nicht davon abgeraten. Selbst in den 70ern war die erste Idee, dass Han Solo kein menschliches Wesen ist, hätte man ihm nicht freundlich auf die Schulter geklopft und das erste Drehbuch nochmal ordentlich verbessert und mit ordentlich meinen wir, das Ding um 180 Grad gedreht und man von Jar Jar noch knapp zwei Jahrzehnte verschont bleibt.

"Kommt schon, Leute! Er bekommt einen Akzent, bedient
ein paar rassistische Untertöne und wir nennen ihn
Han Firstshot."
 

Disney produziert ständig Filme, von denen wir in Deutschland meistens erst auf Sendern wie Super RTL Wind bekommen, weil sie in Amerika direkt auf DVD erscheinen, somit kaum Werbung dafür gemacht wird. Meistens sind das Fortsetzungen, die schlichtweg keinen Platz in den Kinos finden und das nicht, weil das Budget nicht stimmt, sondern weil Disney sich bewusst ist, dass diese Filme eine gute Einnahmequelle sind, wenn sie günstig produziert wurden, bei Wall Mart in der Sonderverkauf-Abteilung für 10 Dollar aushängen und sich leichtgläubige Seelen sagen, es ist ja im Grunde eine ganz gute Idee, einen dritten Teil für Santa Claus zu drehen, weil man ja nie genug von Tim Allen bekommen kann.

Was haben diese ganzen Fortsetzungen gemeinsam? Sie bauen genau auf dem auf, was der Vorgängerfilm gemacht hat, nur ist es absoluter Durchschnitt. Es ist für Fans, die nicht genug vom ersten, erfolgreichen Film bekommen können und diese sind damit glücklich. Schließlich würde Disney keine minderwertigen Kopien des ersten Teil produzieren, wenn diese nicht auch ein paar Käufer finden würden. Der vierte Teil der "Fluch der Karibik" Reihe hatte es sogar in die Kinos geschafft und auch wenn sich die Meisten sagen, diesen Film möchte man am liebsten im Meer versenken, gab es immer ein paar hunderttausend Fans, die mit dem Ergebnis zufrieden waren.

"Was hat Penélope Cruz, was wir nicht haben?"
- der durchschnittliche, weibliche PotC-Fan

Punkt der ganzen Sache ist: Disney kennt sich mit schlechten Sequels aus und weiß, wie man die Fans selbiger zufrieden stellt. Es sind keine Blockbuster, aber immerhin ist es keine animierte Serie über die Klonkriege. Hat Disney einen Trickserie von Fluch der Karibik produziert, in der Captain Jack Sparrow nur gelegentliche Gastauftritte hat, aber es im Kern um die Geschichte von Orlando Bloom und Keira Knightley geht? Nein. Disney hat auf seine Fans gehört und das genommen, was sie am meisten wollten: Einen quirligen Jack Sparrow. Das viele Fans das Ganze nicht mehr wirklich wollten, weil sie unbewusst schon längst genug vom Franchise hatten, dafür kann Disney nichts. Sie haben ihnen nur das gegeben, wonach sie verlangt haben - mehr Johnny Depp.

Was wäre also passiert, hätte Disney Lucasfilms schon in den 70ern gekauft? Sie hätten mehr Teile mit Mark Hamill, Harrison Ford und Carrie Fisher gedreht, was wahrscheinlich besser gewesen wäre, als das, was George Lucas mit der Reihe angestellt hat. Es wären keine Blockbuster gewesen, aber es wären würdigere Nachfolger, als das was wir heute als Star Wars bezeichnen müssen. Nur wären wir damals nicht im Bewusstsein gewesen, wie viel schlimmer es hätte kommen können und hätten diese Disney-Nachfolger ausgiebig totdiskutiert.

Wir leben aber nun mal nicht in dem Universum, wo die Ewoks-Zeichentrickserie ein absoluter Hit war, sondern in dem, wo 2012 Disney Lucasfilms aufkauft. Das Praktische an diesem Universum ist, wir haben bereits zu oft gesehen, wie man es falsch macht. Wir haben gesehen, wie George Lucas seine eigene Idee nicht versteht. Jetzt wurde das heilige Zepter an die Typen übergeben, die Joss Whedon, einen absoluten Geek und großartigen Regisseur, für ein Marvelfranchise eingestellt haben und wie viele Menschen gab es, die "The Avengers" schlecht geredet haben? Ehrlich, wir hatten Schwierigkeiten, die Typen ausfindig zu machen

Wenn man sich das mal genau überlegt, eröffnet das großartige Möglichkeiten. 2015 ist noch lang hin. Zwar ist Whedon da mit dem zweiten Teil der Avengers beschäftigt, aber wir Fans warten auch gerne ein Jahr länger, wenn das Ergebnis des Nachfolgers der Originalvorlage so gerecht wird, wie es die Marvelverfilmung tat. Dabei hört es aber hier nicht auf. Joss Whedon kennt Nathan Fillion (duh!). Nathan Fillion in Star Wars, der selbst einer der Berühmtheiten ist, die es nicht genug sagen können, wie sehr sie Star Wars vergöttern? Oder stell dir vor: Kevin Smith als Drehbuchautor, der fast in jeden seiner Filme mindestens eine fantastische Hommage zu Star Wars bringt, bei der Fans in freudigen Tränen aufschreien und "JA! GENAUSO IST ES!" brüllen?


Außerdem besitzt Disney Pixar. Wenn ich einen animierten Film über Star Wars sehen will, dann doch von Typen, die mir "Up", "Wall-E" und "Toy Story 3" gebracht haben, sprich, im Durchschnitt verdammt tiefgründige, wundervolle, originelle Filme produzieren. Glaubt irgendwer, bei Pixar sitzt auch nur ein Angestellter, der Star Wars nicht mag? Wenn, wird dieser höchstens zum Kaffee holen beauftragt. Lieber einen Pixarfilm über die frühen Abenteuer von Yoda als das, was man aktuell ertragen muss.

Erinnert sich noch Jemand an 1993, als Disney Miramax aufkaufte und sich folgend Fans beschwerten, "Pulp Fiction", "From Dusk Till Dawn", "Trainspotting" und "City Of God" wären viel zu familienfreundlich, weil zuviel gesungen, und das ganze Blut herausgeschnitten wurde? Richtig. Niemand. Kein Einziger.

Wenn man sich die Vergangenheit von Disney anschaut, ist es wohl eher unwahrscheinlich, dass das Star Wars Franchise mehr verunstaltet wird als von George Lucas selbst, denn schließlich ist der Gigant nicht umsonst zu dem geworden, was es heute ist. Fans haben die Befürchtung, Disney könnte es mehr verbocken als Lucas, aber haben sie jemals Anlass dazu gegeben, so zu denken? Klar haben sie das. Wenn man die ganzen Low Budget Produktionen berücksichtigt. Wird Disney aber wirklich Lucasfilms für vier Billion Dollar aufkaufen, nur um sich durch schlecht produzierte Fortsetzungen mit Tim Allen als Jedi und Johnny Depp als Gungan dumm und dämlich zu verdienen? Ist daran nicht wesentlich mehr zu zweifeln?

Was auch immer in 2015 kommen mag, es wird sicherlich nicht schlimmer als Episode 1-3 und es wird ganz bestimmt nicht an Episode 4-6 herankommen, aber lieber ein gesundes Zwischending, als noch mehr Einflüsse von George Lucas, der mit dem Verkauf wahrscheinlich den klügsten Schritt in den letzten 20 Jahren seines größenwahnsinnigen Regimes gemacht hat, damit vollkommen neue Möglichkeiten eröffnet und Profis heran lässt, die schon seit sehr langer Zeit auf die Wünsche ihrer Fans hören und eingehen.

Und mal ehrlich: Wenn Jemand Lucasfilm kauft, dann doch Disney, oder? Es hätte schlimmer kommen können.


Cheers,
Chris

Wer trotzdem nicht davon überzeugt ist und meint, Disney wird demnächst "Star Wars: The Musical" oder Schlimmeres drehen, der schreibt uns seine Meinung auf FacebookTumblr oder Youtube und wir machen dann einen auf George Lucas und tun so, als würde uns das interessieren.

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